Idstedter Ansichten
 
Zur Geschichte Idstedts in Vergangenheit und Gegenwart

9° 31´ östlicher Länge, 54° 35´ nördlicher Breite: hier findet sich heute auf den Landkarten die Gemeinde Idstedt, Kreis Schleswig - Flensburg

Wie lange dieser Ort mit jenen Koordinaten schon als Ansiedlung gedient haben mag, lässt sich kaum exakt ergründen. Dass aber eine Besiedlung in das Dunkel der Frühzeit zurückreicht, ist begründet anzunehmen.  Ob jedoch die jüngst erst gesicherten 5000 Jahre alten Gräber aus der Zeit der  Trichterbecherkultur  und die dazugehörigen archäologischen Funde  als Nachweis einer frühen Besiedlung herangezogen werden können, muss zunächst hypothetisch bleiben.

Doch urkundlich gesichert, konnten 1996 in Idstedt 800 Jahre Dorfgeschichte feierlich begangen und gewürdigt werden. In einer Urkunde des dänischen Königs Knut VI. (1182 – 1202 ) vom 31.03.1196 wird der Ort erstmalig erwähnt.

Jene Urkunde war für das alte Michaeliskloster in Schleswig ausgestellt worden. Sie ist mit dessen Verlegung nach Güldenholm am Langsee und danach ins Rüdekloster, nahe dem heutigen Glücksburg, gelangt. Seit der Auflösung des Rüdeklosters 1538 muss das Original der Königsurkunde als verloren gelten. Eine Abschrift aber, die 1424 für den sog. Kaiserprozess um das Herzogtum Schleswig gefertigt wurde, findet sich im Register der Prozessakten. Der hier in entstellter Form verzeichnete Ortsname " in Pistad" ist wegen des Kontextes zweifelsfrei als in " in Istad" zu lesen.
- Das Erdbuch Waldemars II., ein Verzeichnis seiner Besitzungen aus dem Jahre 1231 schreibt in
" in Iistad".

Gedenkstein zur 800 Jahr-Feier

Für die Zeit danach, etwa bis 1800, gibt es nur wenige ertragreiche Quellen, wenn auch Rechtsstreitigkeiten, Contributionslisten, Amtsrechnungen und Feldaufteilungen manche Fragen aufhellen können.

Aber wenigstens aus einer  Urkunde aus dem Jahre 1639, also während des 30 –jährigen Krieges, soll ein kurzes Zitat angeführt werden. Sicher nicht unbegründet wird vermeldet:

„Es herrscht ( dort in Idstedt, Vf. ) große Armut, nach Schleswig wird Torf gebracht und daraus etwas gelöst.“

Die Volkszählung aus dem Jahre 1803 liefert die erste Registrierung aller Idstedter Einwohner. Es werden 27 Haushalte ausgewiesen. Hufner, Kätner, Häueristen und Tagelöhner mit ihren Angehörigen. Insgesamt sind es 141 Seelen.

Heute zählt das  Melderegister 734 Einwohner in Idstedt.

In der Mitte des vorigen Jahrhunderts wird Idstedt weit über Schleswig- Holstein hinaus in das Licht der deutschen und europäischen Geschichte gerückt.

Das 19. Jahrhundert war von einer europaweiten Forderung geprägt, einen modernen Verfassungs- und Nationalstaat zu erreichen. Dabei kam es zwischen den nationalstaatlichen Entwicklungen in Deutschland und Dänemark zu einer konfliktbeladenen Überschneidung.

Denn sowohl die deutsche-  wie auch die dänische National- und Verfassungsbewegung erhob Anspruch auf das Herzogtum Schleswig.

Der offene Konflikt brach 1848 aus. Zwei Kriege wurden um das Herzogtum geführt. Der erste endete 1850 bei Idstedt mit einem Sieg Dänemarks; der zweite 1864 mit einem Sieg der beiden Großmächte des Deutschen Bundes, Preußen und Österreich, über Dänemark.

Während der ersten Auseinandersetzung leistete der Deutsche Bund unter der Führung Preußens den Schleswig – Holsteinern zunächst Hilfe und Beistand. Aber auf Druck der europäischen Großmächte musste Preußen letztlich am 02.07.1850 in Berlin für den Deutschen Bund einen Friedensvertrag unterzeichnen, der dessen Krieg mit Dänemark beendete. Die Schleswig – Holsteiner fühlten sich verraten. Sie führten jetzt die Auseinandersetzung, von vielen Freiwilligen aus ganz Deutschland unterstützt, alleine fort.

Am 25. Juli 1850 prallten hier bei Idstedt die schleswig - holsteinische Armee in einer Stärke von fast 27000, die dänische mit etwa 37000 Mann aufeinander. Die Schlacht sollte aus militärgeschichtlicher Sicht zum größten kriegerischen Ereignis in Nordeuropa werden; sie wurde aber auch zur blutigsten Schlacht seit Menschengedenken  nördlich der Elbe. Auch die Zivilbevölkerung erlitt großen Schaden und schmerzvolles Leid. Idstedt selbst wurde bis auf ein einziges Haus ein Raub der Flammen.

In einer dunklen Stunde der Geschichte waren auf beiden Seiten hohe Verluste zu beklagen, die jeweils bei etwa 10% der Armeestärken lagen. Das Leid und die Beschwernisse die Zivilbevölkerung blieben sprachlos.

Grabmal

Die Schleswig - Holsteiner hatten unter schwarz – rot  - goldenen und blau – weiß – roten Emblemen und Kokarden gekämpft, wie auch unter der griffigen und zündenden Kampfparole „up ewig ungedeelt“. Diese sollte hiernach als  politisches Schlagwort Geschichte machen.

Das Kampfgeschehen endete, wie erwähnt,  mit einer Niederlage der schleswig- holsteinischen Armee.

Diese Niederlage aber,  setzte nicht nur der schleswig – holsteinischen Erhebung ein Ende, sondern ebenso auch der deutschen Bewegung für eine nationale Einheit und des Strebens nach einer liberal – demokratischen Verfassung, nach Freiheit. Die Niederlage bedeutete auch das Ende der „Paulskirche“, des ersten frei gewählten deutschen Parlaments.

Idstedt - Gedächtnishalle Heute steht inmitten des Schlachtfeldes von 1850 die am 2. Juli 1930 eingeweihte Idstedt Gedächtnishalle. In ihren Anfängen reicht sie als schlichte „Waffenkammer“ bis ins Jahr 1878 zurück. Erinnerungsstücke und Dokumente zu sammeln, wurde von vielen Veteranen der Schlacht  nach einer Gedenkstunde für die Gefallenen 1869 beschlossen. Während dieses Gedenkens wurde – heute in unmittelbarer Nähe der Halle – ein Obelisk zu Ehren der Gefallenen auf einem Hünengrabhügel enthüllt.

In den Jahren nach dem zweiten Weltkrieg waren die Sammlungen und Ausstellungsstücke in einen beklagenswerten Zustand geraten, die museumsmäßige Darstellung kaum mehr zeitgemäß. Die Halle musste daher 1976 geschlossen werden.

Anlässlich des Ersten  Schleswig – Holsteinischen – Heimattages, der vom 8. – 10. September 1978 in Idstedt stattfand, konnte sie durch eine Neugestaltung der gesamten Ausstellung der Öffentlichkeit wieder zugänglich gemacht werden.

In der Gedenkstätte werden jetzt anhand von Dokumenten, Karten, Fotos und zeitgenössischen Darstellungen einen Überblick über die Ereignisse von 1848 – 1850 gezeigt, eingebunden in die deutsche und europäische Geschichte.  Schuss- und Blankwaffen sowie Ausrüstungsgegenstände der dänischen und schleswig – holsteinischen Armee vervollständigen die Sammlung. Kanonen wie die, die vor der Halle steht, haben in den Auseinandersetzungen Verwendung gefunden. Die Lafette dieser Kanone wurde nach Originalplänen nachgebaut. Das 12pfd., 776,5 kg schwere Rohr war eine Dauerleihgabe des Zeughausmuseums in Kopenhagen.

Kanone vor der Gedächtnishalle wurde demontiert

Gedenkmünze aus dem Jahre 1978

Die Idstedt – Gedächtnishalle ist heute Eigentum der 1978 gegründeten Idstedt – Stiftung. Ihrer Obhut anvertraut ist auch die Pflege der zahlreichen Kriegsgräber von 1848 – 1851. Mit Hinweisschildern, die das Idstedt  - Signet tragen, wird auf sie aufmerksam gemacht.

Das Idstedt – Signet zeigt einen stilisierten doppelköpfigen Reichsadler ( Adler des Deutschen Bundes ). Dieser wurde von Offizieren und Mannschaften der schleswig – holsteinischen Armee an Helmen und Tschakos gleichermaßen getragen. Als Brustschild zeigte er das Wappen Schleswig – Holsteins. Unter dem Zeichen befindet sich der Schriftzug „Idstedt“.

 Idstedt - Signet

Die Ereignisse von „Idstedt“ haben heute das Trennende verloren. Sie sollen vielmehr ein Zeichen sein für Achtung und Toleranz gegenüber anderen Menschen und auch für deren eigene Leistungen und Besonderheiten.

 

Idstedt, im Januar 2000   

Erhard Bartholmei 1970 – 1982 Bürgermeister der Gemeinde Idstedt
 

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